“Wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens” – Bibelstunde CVJM Mülheim 24.4.2019 zu Johannes 6, 60-71

Vorweg

“Wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens” – wegen dieses Verses habe ich den Text und die Bibelstunde heute gewählt. Was ist unser Grund, was gibt uns Orientierung und Halt? Darüber möchste ich heute mit Ihnen ins Gespräch kommen.

Ausgangspunkt

  • Stellung der Religion verändert sich in unserer Gesellschaft
  • Spiegel-Titel zu Ostern symptomatisch: “Wer glaubt denn so was?”
  • 55 % glauben an einen Gott, 2005 waren es noch 66 %
  • Karfreitagsgottesdienste werden leerer
  • Religiöse Bindung nimmt ab, Traditionsabbruch
  • Gleichzeitig: Meditations-Apps boomen, Menschen sind durchaus spirituell
  • Passen unsere traditionellen christlichen Antworten noch auf die Lebenswirklichkeit der Menschen?
  • Sprechen wir die Sprache der Menschen in unserer modernen Gesellschaft noch? Nehmen wir deren Lebenswirklichkeit wahr?

Johannes 6,60-71

Spaltung unter den Jüngern und das Bekenntnis des Petrus

60 Viele nun seiner Jünger, die das hörten, sprachen: Das ist eine harte Rede; wer kann sie hören?
61 Da Jesus aber bei sich selbst merkte, dass seine Jünger darüber murrten, sprach er zu ihnen: Nehmt ihr daran Anstoß?
62 Wie, wenn ihr nun sehen werdet den Menschensohn auffahren dahin, wo er zuvor war?
63 Der Geist ist’s, der da lebendig macht; das Fleisch ist nichts nütze. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, die sind Geist und sind Leben.
64 Aber es sind etliche unter euch, die glauben nicht. Denn Jesus wusste von Anfang an, wer die waren, die nicht glaubten, und wer ihn verraten würde.
65 Und er sprach: Darum habe ich euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, es sei ihm denn vom Vater gegeben.
66 Von da an wandten sich viele seiner Jünger ab und gingen hinfort nicht mehr mit ihm.
67 Da sprach Jesus zu den Zwölfen: Wollt ihr auch weggehen?
68 Da antwortete ihm Simon Petrus: Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens;
69 und wir haben geglaubt und erkannt: Du bist der Heilige Gottes.
70 Jesus antwortete ihnen: Habe ich nicht euch Zwölf erwählt? Und einer von euch ist ein Teufel.
71 Er redete aber von Judas, dem Sohn des Simon Iskariot. Der verriet ihn hernach und war einer der Zwölf.

Vorgeschichte: Speisung der 5000

15 Da Jesus nun merkte, dass sie kommen würden und ihn ergreifen, um ihn zum König zu machen, entwich er wieder auf den Berg, er allein.
  • Beispiel: US-Fernsehprediger, die Wohlstand verheißen
  • Kein Prosperity Gospel
  • Jesus entzieht sich, weil die Menschen nur materielles Wohlbefinden und Wohlstand sich wünschen
26 Jesus antwortete ihnen und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von dem Brot gegessen habt und satt geworden seid.
27 Müht euch nicht um Speise, die vergänglich ist, sondern um Speise, die da bleibt zum ewigen Leben.
  • Das Johannes-Evangelium schreibt aus historischer Distanz (“die Juden”)
  • Es deutet die Speisung und das Brot des Lebens auf das Abendmahl hin, in dem Jesus präsent ist
  • Abgrenzung gegen die Tradition: “Es ist nicht wie bei den Vätern, die gegessen haben und gestorben sind. Wer dies Brot isst, der wird leben in Ewigkeit.”
  • Tradition ist kein Argument, vielmehr Jesus benutzt neue Sprachbilder
  • Heute ist es fast anders herum: Die biblische Sprache ist so veraltet, dass sie nur noch von Menschen verstanden wird, die innerhalb der Kirche aufgewachsen sind

Annäherung an den Text / Beobachungen

  • “Jünger murrten darüber”: nicht nur Zustimmung, sondern auch Ablehnung, Evangelium führt zu Auseinandersetzung und Diskussionen,  kein weichgespültes gutes Gefühl
  • Im Nachgang scheint klar, wer sich auf das Evangelium einlässt, aber das ist nur im Rückblick bzw in der göttlichen Perspektive sichtbar:

Denn Jesus wusste von Anfang an, wer die waren, die nicht glaubten

Viele nun seiner Jünger, die das hörten, sprachen: Das ist eine harte Rede; wer kann sie hören?
  • Die Botschaft ist nicht eingängig, sondern durchaus auch eine Zumutung
  • oder Paulus: 1.Korinther 1,23: “… den Juden ein Ärgernis und den Heiden eine Torheit”
Κύριε, πρὸς τίνα ἀπελευσόμεθα; ῥήματα ζωῆς αἰωνίου ἔχεις,
καὶ ἡμεῖς πεπιστεύκαμεν καὶ ἐγνώκαμεν ὅτι σὺ εἶ ὁ ἅγιος τοῦ θεοῦ
  • ῥήμα: Worte, Aussprüche
  • αἰωνίοs: nicht jenseitig, sondern lang, beständig – “Äon”
  • “der Heilige Gottes” – Jesus ist von Gott, wer er ist, wird an verschiedenen Stellen und mit verschiedenen Worten / Titeln ausbuchsabiert
  • Kreuz und Auferstehung (oder Erhöhung im Johannesevangelium), darum, dass Gott in Jesus Mensch wird.
  • Oder “Du hast Worte des ewigen Lebens; “
  • Oder Heidelberger Katechismus, 1. Frage:

Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?
Daß ich mit Leib und Seele
im Leben und im Sterben nicht mir,
sondern meinem getreuen Heiland
Jesus Christus gehöre.

  • Oder wie drücken wir das in unserer Sprache aus?
  • Worauf ist Verlass? Was gibt uns Orientierung?
  • Bonhoeffer: Nachfolge ( Nachfolge heiße Bindung an Jesus, nicht an ein Programm.) und führt aber auch zu Geborgenheit: “von guten Mächten wunderbar getragen”
  • Zwei persönliche Beispiele: New York und Autobahn

Randbemerkungen

  • Es kommt nicht auf die große Zahl an, von 5000 auf zwölf, Reduktion auf weniger als ein Viertel Prozent
  • Also: Zahlen sind nicht unser Kriterium
  • Gemeinde sind nicht nur die Perfekten, Judas gehört dazu

Gebet

Gott,
Du begegnest uns Menschen und suchst uns,
Du sprichst uns an und wendest Dich uns zu,
Du hast eine frohmachende Botschaft, die uns im Leben Halt gibt.
Du lässt uns nicht um uns selber kreisen, sondern rufst uns in die Nachfolge,
so dass wir mit unserem Leben für andere da sein können.
Amen.

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