Nach Ostern verbrachten wir einen Kurzurlaub an der deutschen Nordseeküste mit drei Übernachtungen in Büsum.
Das Wetter ist regnerisch, aber zwischendurch lässt sich auch der Sonnenschein blicken.
Trotzdem sind die Menschen freundlich. Im Hotel, in den Restaurants und auf der Straße wird man geduzt.
Büsum, der kleine Ort, ist ganz auf die Touristen ausgerichtet. Hotels und Apartments prägen das Ortsbild – und überall gibt es Fisch-Restaurants. Besonders bekannt sind die Büsumer Krabben.
Die Illusion, dass Fische und Krabben direkt vom Kutter frisch ins Restaurant kommen, wurde während eines Gesprächs mit der Inhaberin eines Restaurants schnell zerstreut. Auch wenn Kutter aus dem Ort Büsumer Krabben fangen, werden diese ins Ausland gebracht, um dort gepult zu werden, und gelangen von dort aus in die Büsumer Restaurants. Ebenso kommen die Fische mittlerweile vom Hamburger Großmarkt, bevor sie auf den Tischen der Restaurants landen. Es gibt zwar eine Fischräucherei am Hafen, aber die Fische kommen nicht mehr direkt vom Kutter in die Räucherei. Trotzdem schmecken Fisch und Krabben in Büsum besser als daheim. Gut gefallen hat uns das Restaurant am Hafen.
Am ersten Tag machen wir einen Spaziergang am Hafen, dann gehen wir über die Strandpromenade zum Ortskern. Ein Gang durch die Fußgängerzone führt uns am Rathaus vorbei, gefolgt von einem Besuch der alten Kirche.
Vor dem Rathaus befindet sich ein Ehrenmal, das einen gefallenen Soldaten zeigt mit der Inschrift:
„Den im Weltkriege gefallenen Helden. Die Ortsgemeinde Büsum“
Man sieht die Jahreszahlen 1914 – 1918, offensichtlich wurden später auch die Jahreszahlen des Zweiten Weltkrieges, 1939 bis 1945, hinzugefügt.
Das Ehrenmal steht ohne eine einordnende Tafel vor dem Rathaus – so wird den Wehrmachtssoldaten im Jahr 2024 noch Heldentum zugeschrieben, obwohl das Dritte Reich einen Angriffskrieg begann und die Wehrmacht Kriegsverbrechen beging.
Neben der Kirche befindet sich ein weiteres Ehrenmal. Dort wird in einem Buch an die Soldaten erinnert, die an dem jeweiligen Tag gefallen sind. Am 2. April wird unter anderem eines SS-Unterscharführers gedacht. Alles ohne Kommentar oder zeitgeschichtliche Einordnung. Zum Glück entdecke ich an der Wand einige Tafeln und Entwürfe für die Neugestaltung dieses Ehrenmals. Auf einer Tafel wird das vom Pfarrer initiierte Projekt zur Neugestaltung des Ehrenmals beschrieben. Er ist auf die örtliche Schule zugegangen, damit Schülerinnen und Schüler Vorschläge zur Neugestaltung machen können.
Helgoland
Unser Tagesausflug von Büsum nach Helgoland hat sich in jedem Fall gelohnt. Die Schifffahrt nach Helgoland dauerte etwa zweieinhalb Stunden. Die Fähre legte am äußeren Hafenbecken ab, daher auf jeden Fall genug Zeit einplanen, um entlang des Hafenbeckens zum Abfahrtsort zu gelangen. Unsere Abfahrt war für 9:30 Uhr geplant, und pünktlich zu Mittag erreichten wir Helgoland, wo die charakteristischen bunten Buden schon von weitem zu erkennen waren.
Die Insel selbst präsentierte sich uns in drei Bereichen: dem Unterland, Mittelland und Oberland. Im Gegensatz zu flachen Inseln, die auf einer Höhenlinie liegen, erstreckt sich Helgoland in die Vertikale. Das Oberland war dabei am besten mit einem Fahrstuhl zu erreichen, der das Unterland mit dem Oberland verband. Für diesen Fahrstuhl zahlten wir 1 Euro.
Auf der Insel entdeckten wir zwei Kirchen: die evangelisch-lutherische St.-Nicolai-Kirche und die römisch-katholische St.-Michaels-Kirche. Besonders erstaunt waren wir darüber, dass beide Kirchen moderne Bauten waren, die evangelische Kirche wurde erst 1959 eingeweiht.
Neben dem Aufzug zwischen dem Ober- und Unterland, gibt es einen Zugang zu einem Bunkersystem, das während des Zweiten Weltkrieges angelegt wurde. Heute befindet sich dort eine Ausstellung besuchen, die die Geschichte Helgolands – insbesondere während des Zweiten Weltkriegs – näherbrachte. Nachdem die Insel am Ende des Krieges von britischen Bombern komplett zerstört und die Bevölkerung evakuiert wurde, war es den Bewohnern erst 1952 erlaubt, zurückzukehren. Da alles neu aufgebaut werden musste, gibt keine alten Häuser oder Kirchen auf der Insel, daher erklären sich auch die modernen Kirchbauten.
Das Einkaufen auf der Insel ist zollfrei und ohne Mehrwertsteuer möglich. Bis zur napoleonischen Zeit gehörte Helgoland zu Dänemark, wurde dann zur britischen Kronkolonie von 1807 bis 1890. Durch den Helgoland-Sansibar-Vertrag von 1890 ging Helgoland an Deutschland über. Für die Helgoländer war entscheidend, dass sie nach dem Vertrag keine Steuern zahlen mussten, was die bis heute bestehende Zollfreiheit begründete.
Die Freiheit von Steuern war wichtiger als die nationale Zugehörigkeit. Nach dem ersten Weltkrieg versuchten die Helgoländer, wieder Engländer zu werden, da britische Truppen bereits auf der Insel waren. Ein wichtiges Argument für das Verlassen Deutschlands war die Einkommensteuer, die nun die deutsche Regierung erheben wollte. Dieser Versuch scheiterte jedoch am Unwillen der Briten, Helgoland zurückzunehmen. Es gab auch Kontaktversuche zu den Dänen, die jedoch ebenfalls erfolglos blieben. Wegen dieser Bemühungen, nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg britisch oder dänisch zu werden, führten dazu, dass Helgoländer als potenzielle Staatsverräter galten. Die Nationalsozialisten betonten schon vor 1933, dass Helgoländer Deutsche seien, und sorgten damit für eine eindeutige Identität. Seit der NS-Zeit wird diese Frage nicht mehr diskutiert.
Im Bunker wurde auch die Geschichte einer Helgoländer Widerstandsgruppe erzählt. Als es klar war, dass der Zweite Weltkrieg nicht mehr zu gewinnen war; versuchten einige Männer , Helgoland vor der völligen Zerstörung durch die Alliierten zu bewahren. Sie arbeiteten Pläne für eine kampflose Übergabe der Insel an die Alliierten aus und unterhielten Funkkontakt zu den Engländern. Heute erinnern Stolpersteine an die Widerstandskämpfer, die verraten wurden und am 21. April 1945 in Cuxhaven hingerichtet wurden.
Bei zwei Angriffswellen am 18. und 19. April 1945 warfen 1000 Flugzeuge der britischen Royal Air Force etwa 7000 Bomben ab. Die Mehrheit der Bewohner überlebte in den Luftschutzbunkern. Danach war die Insel kaum noch bewohnbar, und die Zivilbevölkerung wurde von den Deutschen evakuiert.
Die traditionelle Sprache Helgolands ist Helgoländer Friesisch, ein inselfriesischer Dialekt der nordfriesischen Sprache, der auf der Insel auch zum Amtsgebrauch zugelassen ist. Allerdings beherrschen nur noch wenige von uns Helgoländer Friesisch. Die verbreitetste Sprache ist derzeit Standarddeutsch. Daneben sprechen einige von uns älteren Helgoländern auch noch Plattdeutsch, das auf Helgoland zwar nie Volkssprache war, aber lange Zeit die Verkehrssprache für den Kontakt mit dem Festland darstellte.
Highlight unseres Helgolandbesuchs war auf jeden Fall der Klippenwanderweg. Etwas mehr als drei Kilometer misst dieser Pfad, der das Helgoländer Oberland durchquert und auf der anderen Seite wieder zurück in den Ort führt. Auf dem Weg sieht man die „Lange Anna“, einen roten Sandsteinstumpf, der in den Himmel ragt. Sie dient als Nistplatz für Schwärme von Basstölpeln.
Sankt Peter-Ording
Trotz Regens machen wir uns am dritten Tag nach Sankt Peter-Ording auf. Wir wählen den Weg an der Küste entlang und kommen am Eidersperrwerk vorbei. Vor dem Regen flüchten wir uns am Strand in ein Pfahlbaurestaurant und genießen im Trockenen die Aussicht. Am Nachmittag gehen wir noch in den Ort. Einmal im Monat ist Backtag im Backhaus. Man kann eigenen Teig mitbringen, wir aber genießen das von Ehrenamtlichen gebackene Brot. Ebenso empfehlenswert: Das Museum Landschaft Eiderstedt.
Elbphilharmonie
Der Rückweg führt uns über Hamburg und wir machen einen Abstecher zur Elbphilharmonie. Karten am besten online mit Vorlauf buchen.