Privat nutzen wir Linux als Betriebssystem unserer PCs und Notebooks zu Hause, aber ein Leben ohne Google, Facebook & Co kann ich mir zurzeit nicht vorstellen. Gerade deshalb finde ich es gut, dass ich immer wieder an die Vorteile Freier Software erinnert werde. So teile ich gerne hier eine Mail von Wolf Dieter Zimmermann:
Liebe Freunde Freier (und damit kontrollierbarer) Software,
kaum ist das neue Jahr angebrochen, bricht die nächste Datenleckwelle über uns herein.
Private Datenvorsorge wird zum Gebot der Stunde und inzwischen mehr als nötig.
Auch wenn es – so wird inzwischen vermutet – ein nicht allzu kundiger Hacker war, der einen Youtube-Account kompromittiert hat, weist das Ergebnis doch überdeutlich auf einige Fragen hin.
Die Fragen an die zuständigen Behörden lasse ich hier mal weg.
Die für uns wichtigere Alltagsfrage besteht vermutlich darin, wie wir selbst kundiger werden können, um unsere Daten verantwortlicher zu schützen.
Sind wir es doch selbst, die unglaublich freizügig mit unseren Daten um uns werfen. Ein Gewinn bei einem Preisausschreiben (dessen offensichtlicher Zweck der Abgriff unserer Daten ist) mit einer Chance von 1 zu einer Million veranlasst den einen oder die andere, private Daten in eine Maske einzutragen, von der wir nicht wissen, wer sie wartet, weiter verwendet, verkauft oder sonst was damit macht.
Die meisten Versuche, in fremde (also unsere!) Rechner einzudringen, kommen über die Werbung. Weshalb haben dann nicht alle bereits Werbeblocker (wie etwas ublock origin) als Addon beim Firefox eingerichtet? Blöd halt, wenn jemand mit anderen Browsern unterwegs ist. Ein Anlass, zu wechseln?
Und wo wir doch wissen, dass Google eine gigantische Datenkrake ist: Trotzdem verwenden wir sie als Suchmaschine, obwohl es mit Ixquick oder Startpage deutlich datensicherere Alternativen gibt.
Viren und Schadsoftware wird auch gerne in Anhängen, zumeist auch noch im abgeschlossenen Format wie doc oder docx versteckt. Kein Kundiger wird einen solchen Anhang weder anhängen oder gar öffnen.
Regelmäßig weisen wir beim Linuxtreff darauf hin, dass niemand, der datenverantwortlich arbeitet, lediglich EIN einziges Passwort – und dann noch den Namen der Katze, der Tochter, des Freunds/Freundin, gar das Wort Passwort selbst – verwendet. Über solche Passwörter freuen sich die Hacker besonders. Mit einem einzigen Passwort den ganzen Rechner unter den Füßen.
Gut, wir wissen, dass das bei einem Linuxrechner nicht funktionieren würde, weil ein solcher nie im Modus des Rechnerverwalters betrieben wird. Das wäre übrigens beileibe nicht der einzige Grund, auf Linux umzusteigen.
Es sind unsere Bequemlichkeiten, die es den Hackern erleichtern. Wer seine Daten in der Cloud (Datenwolke) ablegt, hat erstens den Spruch (in freier Übersetzung): “Es gibt keine Datenwolke, es gibt nur die Rechner anderer” vergessen, sondern ist selbst schuld, wenn die Daten über (Beispiel etwa Dropbox) unverschlüsselte Datenleitungen transportiert werden.
Ein bisher noch wenig diskutiertes Problem besteht nun mal darin, dass alle diese Daten (Facebook, Google, Whatsapp, Instagram) auf einem Zielgerät gespeichert werden. Wie wir im letzten Jahr mehrfach gesehen haben, ist das eine zentrale Schwachstelle. Dagegen würde nur helfen, die Daten in sogenannten föderalen (also verteilten) Netzen zu speichern, wenn man sie denn überhaupt außerhalb der eigenen Verantwortung speichern möchte.
Und nicht vergessen: Wir sollten auch nicht außer Acht lassen, dass auch in Deutschland zentral Daten gesammelt werden. Dies soll nach dem Willen aus z.B. dem Gesundheitsministerium auch noch deutlich erweitert werden.
Die private Lösung kann eigentlich nur darin bestehen, den Datenklauern jeder Herkunft die Arbeit so schwer wie möglich zu machen – wohl wissend, dass es die absolute Sicherheit definitiv nicht gibt.
Statt Google andere Suchmaschinen, jeweils ein Passwort (auch noch klug zusammen gesetzt) für jeweils eine Funktionalität, raus mit der Werbung (aus ursprünglich lediglich einem reinen Informationssystem), raus aus Facebook (und anderen in Wirklichkeit unsozialen Medien) hin zu föderalen Systeme wie etwa Mastodon, Telegram statt Whatsapp, raus aus der von anderen verwalteten Cloud – es gibt tatsächlich Alternativen. Wir müssen sie nur nutzen.
In diesem Sinne: Ein datenverantwortliches und hoffentlich gesundes und fröhliches Jahr 2019 – es gibt einiges zu tun.
Wir sind – wie auch letztes Jahr verlässlich immer am zweiten Samstag im Monat zeitgleich mit dem Repair Café und der Informationstheke des Freifunk jeweils ab 10.30 bis 13.30 Uhr im Medienhaus am Synagogenplatz. Vielleicht sehen wir uns dort.
Freundliche Grüße
Wolf-Dieter Zimmermann
One response to “Gedankenanstoß zum neuen Jahr: Plädoyer für #FreieSoftware”
Telegram soll eine Empfehlung sein?
Siehe hier: https://www.securemessagingapps.com/